
Freitag, 25. 10. 2024, 19:00 Uhr
Andreas Skouras – Klavierabend
„Im Krieg und in Frieden“
Programm
Joseph Haydn: Sonate D-Dur Hob. XVI:51 (1794)
Andante
Finale. Presto
Ernst Bristow Farrar: Three Pieces op. 23 (1916)
Minuet
Lullaby
Caprice
Frank Bridge: Sonata for Piano (1922)
Lento ma non troppo-Allegro energico
Andante ben moderato
Lento-Allegro non toppo
(Pause)
Paul Dessau: Guernica (nach Picasso) (1937)
Ludwig van Beethoven: Sonate c-moll op. 111 (1822)
I. Maestoso-Allegro con brio et appassionato
Bernhard Weidner: “Flug” für Klavier. Tableau vivante nach Caspar David Friedrich (2011)
Ludwig van Beethoven: Sonate c-moll op. 111
II. Arietta. Adagio molto, semplice e cantabile
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Konzertarchiv
Andreas Skouras
Der griechisch- deutsche Pianist und Cembalist Andreas Skouras wurde 1972 in Thessaloniki (Griechenland) geboren und studierte Klavier bei Prof. Franz Massinger und Cembalo bei Prof. Lars Ulrik Mortensen sowie Prof. Ketil Haugsand an der Hochschule für Musik und Theater München.
Konzertauftritte, CD-, Rundfunk- und Fernsehproduktionen führen ihn regelmäßig ins europäische Ausland zu Festivals wie „Early Music“ London, Sacrum Profanum in Krakau, Festival Aix-en-Provence, den Sommerkonzerten zwischen Donau und Altmühl, dem MDR Musiksommer, dem Bluval Festival, les museiques in Basel oder Gidon Kremers „Lockenhaus“ sowie in die USA, wo er u. a. in New Yorks Carnegie Recital Hall auftrat. Zu seinen Kammermusikpartnern zählen Julia Rebekka Adler, Kolja Blacher, Peter Sadlo, Wen- Sinn Yang, Lars Ulrik Mortensen, Gábor Boldoczki und Minas Borboudakis. Bedeutende Orchester wie das Münchner Kammerorchester, das ASKO Ensemble, das Ensemble Intercontemporain, das English Chamber Orchestra, das Philharmonische Orchester Augsburg und das Georgische Kammerorchester Ingolstadt laden ihn regelmäßig als Solisten ein. Er spielte unter Dirigenten wie Peter Eötvös, Sasanna Mälkki, Lucas Vis, Ralf Gothoni, Constantinos Carydis, Markus Poschner, Christoph Poppen, Dirk Kaftan und Jac van Steen.
Andreas Skouras’ Repertoire umfasst u.a. vollständig das Wohltemperierte Clavier und die Kunst der Fuge J. S. Bachs, sämtliche Mozart- und Haydn-Sonaten und das Gesamtwerk von Johannes Brahms.
Doch auch Entlegenes und Unbekanntes erwecken seine Neugier. 2006 spielte er die Uraufführung von Carl Orffs „Tanzende Faune“ im Orff-Zentrum München. Daneben widmet er sich intensiv der zeitgenössischen Musik und führte zahlreiche z. T. für ihn geschrieben Werke u.a. von Nickel, Wuorinen, Brass, von Schweinitz, von Bose, B. Hummel, Zechlin, Corcoran, Schwenk, Kiesewetter, Terzakis, Acker, Kochan, Stadlmair, Baur, Borboudakis, Weiß, Stahnke, Aho, Tiensuu, Bolcom & Eliasson auf. Zu seinen Einspielungen zählen u.a. sämtliche Werke von Kalevi Aho, Anders Eliasson und Bernd Alois Zimmermann aber auch zahlreiche Werke von Scarlatti und Haydn über Schönberg und Stravinsky bis zu Tiensuu, Wuorinen und Yun.
Andreas Skouras unterrichtet an der Hochschule für Musik und Theater in München. Er wurde u.a. mit dem Stipendium für Musik der Stadt München und dem Bayrischen Kunstförderpreis ausgezeichnet.
Tonkünstler live special wird unterstützt und gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des Förderpakets Freie Kunst-Szene.
Joseph Haydn muss seine begeisterte Aufnahme durch das englische Publikum sicherlich genossen haben. Es inspirierte ihn zu einer Reihe von Werken, in denen er viel neues ausprobieren konnte und nicht den Zwängen seiner Stellung bei Esterhazy unterlag.
Die Sonate in D-Dur ist die kürzeste der drei „Londoner Sonaten“ und in ihrer Zweisätzigkeit geradezu aphoristisch gehalten. Sie vermittelt das Gefühl von Sorglosigkeit und Ausgelassenheit, fernab jeglicher düsterer Gefühle. Die Zweisätzigkeit soll explizit diejenige in Beethovens op. 111 am Ende des Programmes vorgreifen.
Für die englische Musiktradition war der österreichische Komponist Haydn, genau wie der deutsche „londoner Bach“, Johann Christian und davor natürlich der ebenfalls deutsche Georg Friedrich Händel von großer Bedeutung, sogar auf dem Weg in eine eigene gewissermaßen nationale Klangsprache, die sich mit Edward Elgar und seinen Zeitgenossen von den Strömungen Kontinentaleuropas Ende des 19. Jahrhunderts zu lösen suchte. Unbestritten ist die aus der Verbundenheit zur Natur resultierende Melodik, ein Charakteristikum, das viele Komponisten von der Insel teilten. Ein vielversprechendes Talent jener Zeit war der 1885 geborene Ernest Bristow Farrar. Seine „Three Pieces“ zeigen deutlich die Verbindung zu Haydns Melodik in der D-Dur Sonate und eben jene Freundlichkeit und liebliche Naturbetrachtung. Obwohl in den Jahren des ersten Weltkrieges geschrieben, der England zwar bedrohte aber nicht in territorialer Hinsicht erfasste, sind sie durchdrungen vom Positivismus.
Doch Farrar, der 1909 für sechs Monate eine Organistenstelle in Dresden innehatte, sollte seine kompositorische Begabung nicht lange weiterführen können. Er meldete sich als Freiwilliger im ersten Weltkrieg und fiel zwei Monate vor Ende des Krieges in der Schlacht von Épehy.
Musikalisch setzte diesem tragischen Verlust Frank Bridge ein Denkmal, in dem er seine Sonate für Klavier dem Andenken Farrars widmete. Bridge gehörte zu jenen englischen Komponisten, die ihre pazifistische Gesinnung über den Patriotismus stellte. Michael Tippet und Benjamin Britten erging es genauso. Seine Sonate, eines der eindrucksvollsten Werken englischer Klavierliteratur in den ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts, ist geprägt von der Trauer des sinnlosen Tötens, dem auch sein Freund Farrar zum Opfer fiel. War in den Stücken Farrars die Idylle noch in Ordnung und überwog der Optimismus, so ist in Bridge’s monumentalen Werk nichts als Verzweiflung und innere Leere als Ausdruck der bis dahin größten Katastrophe in der Geschichte der Menschheit zu spüren.
Die Grausamkeit des Ersten Weltkrieges wurde wenige Jahre später durch die des zweiten Weltkrieges nochmals um ein Vielfaches übertroffen. Im Europa, das durch nationalistisch-faschistische Tendenzen geradewegs in die Katastrophe schritt, wurde das spanische Dorf Guernica von der deutschen Luftwaffe im Zuge der Unterstützung Nazi-Deutschlands für den Diktator Franco 1937 vollständig zerstört. Pablo Picasso schuf als Reaktion darauf sein monumentales Gemälde, das, wie übrigens sein Landsmann Francisco Goya lange vor ihm, die Grausamkeit des Krieges schonungslos aufzeigt. Paul Dessau war nicht nur ein angesehener deutscher Komponist, sondern durch seine jüdische Herkunft und seine sozialistische Gesinnung im damaligen deutschen Reich doppelt gefährdet und Repressalien ausgesetzt. Sein kurzes Klavierstück „Guernica“ ist geprägt von Wut und fasst in aller Knappheit eindrucksvoll das Bild Picassos zusammen.
Auch der „Flug“ von Bernhard Weidner geht auf ein Bild zurück, den „Einsamen Baum“ von Caspar David Friedrich, 1822, im Jahr, in dem Beethoven sein op. 111 komponierte, entstanden. Mit Friedrich kehren wir zur Idylle zurück, wie sie uns Haydn und Farrar zu Beginn des Programmes aufgezeigt haben. Doch Weidner beschränkt sich nicht darauf, eine „Bildbeschreibung“ zu komponieren. Er schafft ein „tableau vivante“, setzt also imaginäre Personen in einer erdachten, dreidimensionalen Betrachtung des Bildes. Auch steht für ihn klar, dass aus dem von ihm verwendeten musikalischen Material die Verbindung zu Beethovens op. 111 entstehen muss. So begegnen uns im Laufe dieses äußerst dicht komponierten Stückes deutliche Anklänge an Beethovens letzte Klaviersonate, die aber niemals bloße Zitate sind. Der Bezug zwischen Malerei und Musik tritt vollkommen organisch und ungezwungen zutage. Umso logischer erachte ich es, den „Flug“ zwischen den zwei Sätzen Beethovens zu platzieren. Das Programm soll auch mit demjenigen Komponisten enden, den ich für den größten Humanisten in der Musik halte, einem Menschen, dessen Wunsch nach Frieden bei weitem nicht nur in seiner neunten Symphonie oder der Missa Solemnis äußert. Seine Mahnungen an die Menschheit, wie wir sie in so vielen seiner Werken finden, scheinen mir in der heutigen Zeit (leider) so aktuell und wichtig wie schon lange nicht mehr.

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